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Qualzucht Basset Hound

Qualzucht Basset Hound

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn wir uns hier gegen Qualzucht engagieren, wird uns manchmal vorgeworfen, dass wir uns zu sehr auf die brachycephalen (kurzköpfigen) Rassen konzentrieren und Qualzucht bei anderen Hunderassen ignorieren würden.
Das ist nicht der Fall! Als praktizierende Tierärzt:innen sehen wir letztendlich in unserem Alltag alles, was der Mensch mit seinem „besten Freund unter den Tieren“ in den letzten 100 Jahren angestellt hat. Unsere Konzentration auf die Brachycephalen liegt rein darin begründet, dass diese Hunde in Mode und dementsprechend extrem häufig sind und dass ständige Atemnot und eine völlig unzureichende Thermoregulation wirklich die qualvollsten Einschränkungen darstellen.
Wir wollen aber beileibe nicht unterschlagen, was in anderen Bereichen völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Erst vor Kurzem haben wir ein entsprechendes Video zum Deutschen Schäferhund gezeigt. Schauen wir uns heute mal den Basset Hound an, eine Rasse, deren brutale Deformation durch völlig verantwortungslose Züchter:innen und Zuchtrichter:innen einem wirklich die Tränen der Wut und des Mitleids in die Augen treiben kann. Bei unseren Betrachtungen behalten wir bitte immer die dreiste Aussage der sogenannten „Gelben Initiative“ des VDH im Hinterkopf: „Kontrollierte Hundezucht ist keine Qualzucht!“

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Alltagserkenntnis: Das System ist kaputt und wird so schnell nicht wieder heile!

Alltagserkenntnis: Das System ist kaputt und wird so schnell nicht wieder heile!

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Seit Jahren machen wir hier im Blog die immer weiter zunehmende Krise des tiermedizinischen Systems zum Thema. Theoretisch ist das alles klar wie Kloßbrühe: Kliniksterben, Fachkräftemangel, etc. pp. In der Praxis ist das dann in seinen Auswirkungen trotzdem selbst für uns Profis manchmal echt schockierend!
Ausgangslage am Tag X: Meine Frau und ich sind im Urlaub in Südfrankreich. Meine Kollegin und designierte Nachfolgerin Johanne Bernick ist zur Hochzeit ihres Bruders unterwegs nach Berlin. Unsere Kollegin Melanie Hentschke macht aufgrund dieser Umstände eingeschränkten Dienst in der Praxis. Frau Hentschke ist eine voll qualifizierte Tierärztin, hatte aber bisher noch keine Gelegenheit, sich die erforderlichen manuellen Fähigkeiten für endoskopische Untersuchungen anzueignen.
Am Frühstückstisch im Ferienhaus erreicht uns (an einem Wochentag!) die Nachricht eines langjährigen Stammkunden der Praxis, dass seine junge Hündin wohl am Vortag beim Spaziergang etwas eingeatmet haben müsse – verdachtsweise eine Mäusegerstengranne, volkstümlich „Schliafhansel“ genannt – und sie nun Husten mit blutigem Auswurf zeigen würde. Der Kunde lebt 100 Kilometer von Ulm entfernt und hat sich vorsorglich schon in aller Frühe auf den Weg zu uns gemacht. Wir teilen ihm sofort mit, dass wir aufgrund der besonderen Umstände an diesem Tag nicht dazu in er Lage sind, eine in so einem Fall natürlich klar notwendige Bronchoskopie (endoskopische Untersuchung der Luftröhre und der Bronchien) durchzuführen, sagen ihm aber zu, uns von hier aus telefonisch um seine Unterbringung als Notfall in einer anderen Einrichtung zu bemühen und ihn dann entsprechend umzuleiten.
Das Ende vom Lied: Wir haben fast 90 Minuten (!) am Telefon (und natürlich in diversen Warteschleifen) verbracht und sind in x Praxen und Kliniken in einem Umkreis von etwa 80 km um Ulm mit unserer Bitte um Versorgung der Patientin abgeblitzt. Natürlich haben wir uns dabei auf (vermeintlich) personalstarke und leistungsfähige Einrichtungen konzentriert. Ein kurzer Abriss ohne Anspruch auf Vollständigkeit: AniCura Kleintierzentrum Neu-Ulm GmbH: Nur ein Tierarzt im Dienst, keine Kapazitäten frei. AniCura Kleintierklinik Babenhausen GmbH: Keine freien Termine. Tierklinik Gessertshausen: Keine Kapazitäten frei. AniCura Kleintierspezialisten Augsburg: Kein Durchkommen durch die Warteschleifen, sowohl unter der Telefonnummer für Tierbesitzer:innen als auch unter der speziell für überweisende Kolleg:innen. AniCura Kleintierspezialisten Kempten: Keine freien Termine. AniCura Tierklinik Stuttgart Plieningen: Keine Kapazitäten frei, usw. und so fort.

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Kastration: Nur legal mit medizinischer Indikation?

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Kann man ja im Netz allenthalben lesen: „Eine Kastration ohne medizinischen Grund ist illegal!“. Dabei wird regelmäßig auf Paragraph 6, den sogenannten Amputations- und Organentnahme-Paragraphen des Tierschutzgesetzes abgehoben, speziell auf die Formulierung:
„Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht, wenn (…) zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder – soweit tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen – zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wird.“
Dabei gewinnt man immer den Eindruck, dass die meisten nach der Hälfte dieses Absatzes zu lesen aufhören. Anders lässt sich nicht erklären, dass so häufig und so felsenfest behauptet wird, dass eine Kastration ausschließlich aufgrund einer medizinischen Indikation durchgeführt werden dürfe. Die reichlich gummiartige Formulierung „zur weiteren Nutzung und Haltung des Tieres“ öffnet nämlich Tür und Tor auch für Kastrationen aus anderen als rein medizinischen Gründen.

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Extrem-Brachycephale (Mops

Extrem-Brachycephale (Mops, Französische und Englische Bulldogge): Normalisierung, Denormalisierung, Haltungsverbot

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Als wir vor ein paar Tagen ein anderes Poster dieser niederländischen Kampagne gegen die Neuanschaffung plattnasiger Hunde auf Facebook online gestellt haben, tauchten (natürlich!) wieder die üblichen Kommentare der Beratungsresistenten auf: „Mein Mops läuft mit mir jeden Tag einen Marathon bei 35 Grad im Schatten und rennt jeden Windhund in Grund und Boden, ohne überhaupt ins Hecheln zu kommen!“, oder: „Immer diese Diskriminierung! Hört doch auf mit dem Mist! Ihr seid nur Mops- oder Bully-Hater, die keine Ahnung haben! Man muss halt beim seriösen Züchter kaufen! Es gibt auch gesunde Möpse und Bulldoggen!“.
Unser amerikanischer Kollege Andy Roark hat diesbezüglich in einem aktuellen Podcast-Interview einen interessanten Begriff verwendet: Normalisierung! Die schweren Leiden und die eigentlich absolut indiskutable gesundheitliche Situation der extremen Kurznasen-Rassen wie Französische und Englische Bulldogge und Mops werden durch solche Kommentare normalisiert, also in den Normbereich des Akzeptablen gerückt, genau so wie durch die Allgegenwart dieser Rassen in der Öffentlichkeit und in den Medien. Wie Andy Roark sagt: Die Leute sehen so viele von diesen Hunden rumlaufen, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass da was faul sein könnte. „Wenn so viele Leute solche Hunde halten, kann es um die doch nicht derartig schlimm bestellt sein, oder? Die Bullies oder Möpse, die schon bei 20 Grad im Schatten umkippen, die vor lauter Luftnot nicht schlafen können, sind doch sicher Einzelfälle, wahrscheinlich gekauft bei einem schlechten Vermehrer oder auf Ebay!“.

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Qualzucht - Der Fisch stinkt vom Kopf her: Analyse eines Facebook-Postings von FCI-Präsident Tamás Jakkel

Qualzucht – Der Fisch stinkt vom Kopf her: Analyse eines Facebook-Postings von FCI-Präsident Tamás Jakkel

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wo auch immer dieser Tage das durch den neuen Paragraphen 10 der Tierschutzhundeverordnung verfügte Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen diskutiert wird, wird auch wortreich und verbittert ein „Generalverdacht“ gegen die vereinsorganisierte Hundezucht beklagt und mehr „Differenzierung“ gefordert. Die unseres Wissens vom Club für Britische Hütehunde und seiner Wortführerin, der Zuchtrichterin Sarah Boyd, initiierte Gegenkampagne versteigt sich (wir haben berichtet) aber im Gegensatz zu dieser Forderung maximal unterkomplex zu dem geradezu hanebüchenen Slogan „Kontrollierte Hundezucht ist keine Qualzucht“. Jegliche Distanzierung von Bereichen, in denen das für jede(n) sichtbar nicht mal ansatzweise stimmen kann, wird mit viel Pathos und ohne jede Einsicht verweigert.
Nach den ersten Donnerschlägen wie der Schau in Erfurt laufen nun (auch auf höchster Ebene) die Diskussionen darüber, wie der Ausstellungsverbotsparagraph im Detail auszulegen und umzusetzen ist. Zweifellos gibt es da bestimmte Punkte, bei denen dringender Klärungsbedarf besteht. Aber wie auch immer diese Diskussionen ausgehen mögen, eines ist nach dem Wortlaut des Paragraphen 10 jedenfalls sicher: Bestimmte Rassen, insbesondere das klassische Dreigestirn der Brachycephalen, also Französische und Englische Bulldogge und der Mops, aber auch noch so einige andere, werden zukünftig in Deutschland auf gar keinen Fall mehr ausgestellt werden können, und das ist auch gut so!

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Massentierhaltung

Massentierhaltung, Antibiotika und Volksverdummung

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der enorme Erfolg der Unterschriften-Kampagne des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (BPT) gegen ein weitreichendes, völlig überzogenes und wissenschaftlich nicht begründbares Verbot wichtiger Antibiotika-Klassen in der Tiermedizin hat inzwischen eine intensive Diskussion auf allen Ebenen und auch ein deutliches Medienecho ausgelöst. Damit ist ein wichtiges Ziel der Kampagne erreicht, weil nun die Öffentlichkeit und die sehr große Wählergruppe der Tierbesitzer:innen den weiteren Verlauf der Angelegenheit und das Abstimmungsverhalten im EU-Parlament genau im Auge behalten werden.
Zur Verteidigung des Vorstoßes von Martin Häusling (Grüne) und natürlich zur Diskreditierung der Diskussionsgegner:innen wird gern und häufig das „Argument“ angeführt, dass man, wenn man das Veto ablehnt, automatisch die Massentierhaltung und die Anwendung von Antibiotika bei lebensmittelliefernden Tieren befürworten würde. Ein besonders übles Beispiel für diese Argumentations- bzw. Diffamierungstechnik stellt das Facebook-Posting der Fernsehköchin und österreichischen Europaabgeordneten Sarah Wiener (Grüne) dar:
„Die Desinformationskampagne von dt. Tierärzten dient anscheinend mehr dem eigenen finanziellen Wohlergehen und nicht den Tieren in der Massentierhaltung. „Einfach“ bessere Haltungsbedingungen ermöglichen, dann brauchts weniger Medikamente. Eure Sarah“

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Achtung! Unser aller Haustiere sind in akuter Gefahr

Achtung! Unser aller Haustiere sind in akuter Gefahr, weil das EU-Parlament für die Tiermedizin ein drastisches Antibiotika-Verbot beschließen will!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Hinter den Kulissen, völlig unter dem Radar der Bürgerinnen und Bürger und in aller Stille zeichnet sich gerade auf EU-Ebene ein echtes Drama für die moderne Tiermedizin und unser aller Haustiere ab. Wenn sich nicht sofort ALLE Tierbesitzer:innen energisch auf die Hinterfüße stellen und den zuständigen Politiker:innen die unmissverständliche Botschaft zukommen lassen, dass es so nicht geht, werden wir in der Tiermedizin innerhalb kürzester Zeit vor geradezu unvorstellbaren Problemen stehen. Wir müssen Sie also dringend bitten, sich in dieser Angelegenheit SOFORT persönlich zu engagieren, bevor es zu spät ist. Die Zeit drängt, und das ist keine Floskel!

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Notdienst unter Personenschutz?

Notdienst unter Personenschutz?

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der Screenshot zeigt ein Posting, das die Tierklinik Berlin-Biesdorf kürzlich online gestellt hat. Was ich schon in dem Artikel „Maligne Kunden und was sie anrichten (Teil 2): Das schleichende Gift“ vom Oktober 2020 vorhergesagt habe, wird damit bittere Realität: Die zunehmende und absolut indiskutable Übergriffigkeit und Aggressivität eines gewissen Kund:innen-Typus führt dazu, dass das sowieso gerade an allen Ecken und Enden knirschende Notdienst-System der Tiermedizin vollends in sich zusammenbricht, mit fatalen Folgen für die Mehrheit der Anständigen.
War die Motivation, mit Mühe und Not einen 24/7-Dienst aufrecht zu erhalten, angesichts von Tierbesitzer:innen mit völlig enthemmter Anspruchshaltung und einer immer mehr zunehmenden Bereitschaft zur Rüpelhaftigkeit, zum vorsätzlichen Auslösen von Shitstorms und zum freigiebigen Verteilen von Beleidigungen oder vernichtenden Bewertungen schon zuvor im steilen Sinkflug begriffen, so zerschellt sie endgültig am Boden der Tatsachen, wenn sich Kolleginnen und Kollegen im Notdienst noch nicht mal mehr ihrer körperlichen Unversehrtheit sicher sein können.

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Allgemeine und Eingehende Untersuchung, Teil 2: Medical Training – auf dem Weg zu einem entspannten Tierarztbesuch

Von Johanne Bernick, Tierärztin, und Ralph Rückert, Tierarzt
Was wir uns für Ihr Tier und natürlich auch für Sie wünschen ist, dass der Besuch in unserer Praxis möglichst stressfrei ablaufen kann! Dabei tun wir alles in unserer Macht stehende, um Ihnen und Ihrem Tier Ängste zu nehmen. Wir können uns aber buchstäblich Arme und Beine ausreißen und werden trotzdem erfolglos bleiben, wenn Sie nicht auch zu Hause und in gewohnter Umgebung ein paar einfache Übungen in den Alltag einbauen und Ihrem Tier vermitteln, dass gewisse Berührungen und Maßnahmen kein Grund zu Aufregung oder gar Panik sind.
Ob jung oder alt, von klein auf bei Ihnen oder aus dem Tierschutz – es ist möglich, mit einem Mindestmaß an Vertrauen auch „schwierige“ Tiere auf den Tierarztbesuch vorzubereiten. Immer wieder hören wir Sätze wie „Ich kann wirklich alles mit ihm machen, aber bei anderen versucht er zu schnappen!“ oder „Am Maul berührt werden mag sie einfach nicht!“. Sie können sich natürlich auf solchen Aussagen ausruhen, aber denken sie unbedingt an den worst case, der Ihnen beziehungsweise Ihrem Tier widerfahren kann: Es kommt zu einem Notfall, der Besuch einer Ihnen und Ihrem Tier unbekannten Praxis oder Klinik wird unausweichlich. Ihr Tier wird von Menschen in einer völlig fremden Umgebung und unter eventuell von der Sachlage diktiertem Zeitdruck angefasst und untersucht, ohne dass Sie überhaupt dabei sein können. (Abwehr-)Aggressions- oder Panikverhalten jeglicher Art kann in solchen Fällen eine Zeitverzögerung mit sich bringen, die sich – wenn es dumm läuft – sogar lebensbedrohlich auswirken kann.

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