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Berge, Kühe, Hunde, Wanderer – Das österreichische Schlamassel

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 30. Juli 2014 habe ich den Blog-Artikel „Kuhherde tötet Wanderin“ veröffentlicht. Den sollten Sie vielleicht noch schnell lesen, weil ich dann nicht alles wiederkäuen muss, was ich damals geschrieben habe. Der Artikel ist für meine Verhältnisse recht kurz und enthält zudem einige für berg- und kuhunerfahrene Städter ganz nützliche Tipps im Umgang mit aufdringlichen oder gar erzürnten Almrindern. Also bis gleich…
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Fertig? Gut, dann weiter im Text! Damals war der aktuelle Anlass der unglückliche Tod der Wanderin, Familienmutter und Hundehalterin. Und jetzt hat das Innsbrucker Landesgericht ein (noch nicht rechtsgültiges) Urteil von höchster Brisanz gefällt, das DAS Wanderurlaubsland Österreich nach meiner Einschätzung so richtig in die Bredouille bringt.

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Kindergartenkinder und Hunde

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Mittags gehe ich immer mit meinem Terrier Nogger durch „unseren“ Wald nach Hause. Der Kindergarten in der Nachbarschaft hat in diesem Wald eine Art Außenstelle, einen sogenannten Waldkindergarten. Manchmal begegnen wir den Kindern, die sich mit ihren Erzieherinnen am Vormittag im Wald aufgehalten haben, wenn sie zum eigentlichen Kindergarten zurücklaufen.
Bei diesen Begegnungen leine ich Nogger immer an, um irgendwelche Irritationen zu vermeiden. Meist bin ich bei diesen Mittagsspaziergängen gedanklich noch halb in der Praxis und eher nur beiläufig auf meine Umgebung konzentriert. Gestern dagegen habe ich die Reaktionen der Kinder aufmerksam beobachten können und war ein bisschen schockiert, denn letztendlich hat sich keines von ihnen wirklich normal verhalten.

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Von resistenten Bakterien, „bösen“ Tierärzten und Humanmedizinern mit Freifahrtschein

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Warnung: Bei diesem Artikel muss man Interesse für das (uns alle betreffende!) Thema „Antibiotika-Resistenzen“ und die Bereitschaft zum Lesen längerer Texte mitbringen!
In meinem erst vor kurzem veröffentlichten Blog-Eintrag „Ein dickes Ei…“ habe ich die Tierbesitzer darüber informiert, wie massiv und wie sinnlos sie in Zukunft durch die am 1. März 2018 in Kraft getretene Neufassung der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) finanziell belastet werden.
Der Artikel spiegelt die Meinung der allermeisten Kolleginnen und Kollegen und auch unserer Berufsverbände gegenüber dieser halbgaren und wissenschaftlich nicht begründbaren Neuregelung wieder, die eigentlich nur einen Zweck erkennen lässt, nämlich den des politischen Muskelspiels. Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass ich aus der Kollegenschaft zwei ausführliche Meinungsäußerungen erhalten habe, die in eine völlig andere Richtung laufen.

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Tierquälerei im „Grünen Rock“

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Video der „SOKO Tierschutz“ (Vorsicht beim Anklicken! Geht jedem halbwegs normal veranlagten Menschen massiv an die Nieren! Man muss es sich nicht unbedingt antun, um den folgenden Text verstehen zu können!) sorgt gerade mit Recht für ein ziemliches Rauschen im Blätterwald. Eine Jägerin tötet eine in einer Lebendfalle gefangene, panische Hauskatze durch drei (!) Pistolenschüsse. Oder anders ausgedrückt: Sie braucht sage und schreibe drei Schüsse (mit ausgiebigen Beratungs- und Denkpausen dazwischen), bis sie das Tier aus einem Abstand von 20 Zentimetern endlich so trifft, dass es tatsächlich tot ist!
Ich zitiere mal den erklärenden Text der „SOKO Tierschutz“: „Dieses Video zeigt die extrem grausame Tötung einer Hauskatze durch eine Jägerin. Es wurde vermutlich im Dezember 2020 im Umland von Augsburg aufgenommen und zeigt Szenen, die bisher noch nie dokumentiert wurden, aber wahrscheinlich für das Schicksal vieler verschwundener Hauskatzen stehen. Die bayerische Gesetzgebung sieht keine Informationspflicht gegenüber Katzenbesitzern im Falle einer Tötung durch Jäger vor. Ab einer Entfernung von 300 m von Wohnhäusern gilt praktisch eine Feuer-frei-Zone für Katzen. In diesem Fall sieht SOKO Tierschutz einen Akt der Tierquälerei und wir werden Strafanzeige gegen die Jägerin erstatten, sowie allen anwesenden Komplizen, die in das Geschehen nicht eingegriffen haben. (…) Nach Aussagen von Insidern machten die Jäger Jagd auf die Katze, da diese teure, extra ausgesetzte Fasane fressen würde. Fasane sind beliebte, lebende Zielscheiben für Jäger.“

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Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen...

Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen…

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der Tod ist groß, am Ende sind wir alle die Seinen, Mensch und Tier gleichermaßen, nur dass unsere vierbeinigen Gefährten natürlich eine deutlich kürzere Lebensspanne haben als wir. Diesbezüglich liegen für Gewohnheits-Tierhalter wie uns Freud und Leid eng beisammen. Einerseits müssen wir es in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mühsam verkraften, dass unsere geliebten Freunde von uns gehen, andererseits können wir so im Laufe unseres Lebens so einige Hunde und Katzen als Begleiter haben und dadurch unsere Chancen erhöhen, ein- oder gar mehrmals auf die ganz besonderen Tiere, die sogenannten Seelenhunde und -katzen zu stoßen.
Es kommt aber im Lauf der Zeit unweigerlich ein Moment, der – ganz individuell – irgendwas zwischen fatalistisch akzeptiert bis hin zu eisig bestürzend empfunden wird, ein Moment, in dem man seinem Hund, seiner Katze in die Augen schaut und sich nicht nur rein theoretisch, sondern ganz praktisch darüber klar werden muss, dass eigentlich nur noch das Schicksal darüber entscheidet, wer hier wen überleben wird, mit anderen Worten, dass man da gerade mit sehr hoher Sicherheit seinen letzten Hund, seine letzte Katze streichelt.

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Vorsorge-Ultraschall: Häufig lebensrettend!

Vorsorge-Ultraschall: Häufig lebensrettend!

Von Johanne Bernick, Tierärztin
Wann immer wir ein älteres Tier (art-, rasse- und größenabhängig ab sechs, sieben oder acht Jahren) in Narkose legen, was wir ja fast täglich tun, empfehlen wir den Besitzer:innen dringend, uns bei dieser Gelegenheit auch noch eine sorgfältige Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle durchführen zu lassen, ohne jeden Stress, ohne ständiges Hecheln und Zappeln. Die meisten Tierhalter:innen folgen diesem Ratschlag, und zwar mit gutem Grund, wie wir anhand des heutigen Falles sehen können.
Eine achtjährige Hündin wurde wegen eines kaputten Zahnes und für eine PZR (professionelle Zahnreinigung) in Narkose gelegt. Das direkt nach der Narkoseeinleitung durchgeführte Abdomen-Sono ließ uns glasklar zwei tumoröse Veränderungen in der Milz erkennen, eine davon (siehe Ultraschallbild) mit schon über sechs Zentimetern Durchmesser bedrohlich groß.

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Die "unverpackte" Katze in der Tierarztpraxis

Die „unverpackte“ Katze in der Tierarztpraxis

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wie man auf dem Foto sieht, haben wir ab und zu ausgesprochen vornehme und kühle Damen zu Gast. Was man außerdem sehen kann: Die Kätzin trägt ein Geschirr und kam zu uns auf dem Arm ihrer Besitzerin, nur mit einer Leine gesichert.
Nichts läge uns ferner, als Ihnen vorschreiben zu wollen, was Sie mit Ihrem Tier zu tun oder zu lassen haben, aber wir möchten trotzdem mal kurz erwähnen, dass wir es für überhaupt keine gute Idee halten, mit einer nicht in einer Transportbox untergebrachten Katze den Rezeptionsbereich einer Tierarztpraxis zu betreten.

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Persistierende Milchcanini - bei bestimmten Rassen fast garantiert!

Persistierende Milchcanini – bei bestimmten Rassen fast garantiert!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Persistierende Milchcanini, also Milcheckzähne, die im Rahmen des Zahnwechsels nicht von selber ausfallen, treten speziell bei kleinen Hunderassen häufig auf. Bei den „Esern“, also den Maltesern, Bolognesern und Havanesern, aber auch beim Yorkie, beim Zwergpinscher, beim Chihuahua und anderen Zwergrassen sollten Welpenkäufer die (oftmals nicht unbeträchtlichen) Kosten der chirurgischen Entfernung solcher hartnäckiger Milchzähne besser gleich mal auf den Kaufpreis draufrechnen.
Persistierende Milchcanini müssen früher oder (etwas) später, aber auf jeden Fall extrahiert werden. Eilig ist das dann, wenn sich die Milchzähne und die Nachrücker des Dauergebisses ins Gehege kommen und dadurch eine Malokklusion (Zahnfehlstellung) droht. Etwas mehr Zeit hat man, wenn das nicht der Fall ist, aber auch dann darf man nicht zu lange abwarten, weil sich zwischen dem persistierenden Milchzahn und dem ganz eng daneben stehenden Dauerzahn unweigerlich Detritus (Dreck) ansammelt, was eine schnell schlimmer werdende Entzündung verursacht, die im weiteren Verlauf auch das Parodont des Dauer-Eckzahnes irreparabel beschädigen kann.

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Narkose-Leitlinien und neue Gebührenordnung: Zwei Güterzüge auf Kollisionskurs!

Narkose-Leitlinien und neue Gebührenordnung: Zwei Güterzüge auf Kollisionskurs!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
So, nach einer kleinen Pause über die Feiertage nehmen wir als Einstieg in das neue Jahr gleich ein richtig schwieriges Thema auf die Hörner! Eine Warnung vorab: Bei der Diskussion des im Dezember gerade wieder aktualisierten Silvester-Artikels auf Facebook gab es einzelne Stimmen, die fragten, wer denn so lange „Romane“ (laut Textverarbeitung 20000 Zeichen) lesen würde. Dieser Artikel hier ist mit 27000 Zeichen sogar noch länger geworden, weil wir echt unser Herz ausschütten über ein auch und gerade für Sie als Tierbesitzer:innen extrem wichtiges Thema. Wir können also Menschen mit begrenzter Aufmerksamkeitsspanne nur von dem Versuch abraten, diesen intellektuell leider keineswegs barrierefreien Text durchlesen zu wollen!
Aber nun zur Sache: Wie schon in einem anderen Artikel vom April 2018 besprochen, gibt es seit 2016 die „Leitlinie Anästhesiologische Versorgung bei Hund und Katze“, herausgegeben durch die Fachgruppe Veterinärmedizinische Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (VAINS) der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG). Diese Leitlinie möglichst weitgehend einzuhalten, ist (schon allein aus rechtlichen Gründen) für jede Praxis / Klinik ratsam, die Tiere in Narkose legt. Für Praxen wie unsere, die sich sogar ein Stück weit auf die Durchführung von Hochrisikonarkosen bei alten oder vorerkrankten Tieren kapriziert haben, ist die Leitlinie natürlich mehr oder weniger Gesetz.

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Ein gefährliches Schreckgespenst: Der fadenförmige Fremdkörper

Ein gefährliches Schreckgespenst: Der fadenförmige Fremdkörper

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Nicht zum ersten Mal zitieren wir Franz Beckenbauer: „It is a classic!“. Ja, ein fadenförmiger Fremdkörper im Verdauungstrakt (vor allem, aber nicht ausschließlich bei Katzen) ist ein echter Klassiker unter den chirurgischen Diagnosen und außerdem eine potenziell ziemlich heiße Kiste.
Landet so ein Fall erst mal in einer kompetent arbeitenden Praxis oder Klinik, ist die Diagnose via Vorbericht, Untersuchung, Röntgen und Ultraschall schnell gestellt. Die Frage ist nur: Haben Sie als Besitzer:in früh genug gemerkt, dass da was faul ist? Ohne oder mit zu spät einsetzender Behandlung kann das nämlich auf gar keinen Fall gut ausgehen.

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